Pranayama: Einführung in die Kraft des yogischen Atmens - TINT Yoga

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| 06.04.2020

Pranayama: Einführung in die Kraft des yogischen Atmens

Ungefähr um 400 v. Chr. verfasste Pantajali die Yoga-Sutras. Dazu fasste er ältere yogische Traditionen zusammen und schuf einen zeitlosen Text mit einer Mischung aus Theorie und Praxis, der auch heute noch häufig Verwendung findet. Er erarbeitete die acht Pfade des Yoga:

Yama (Moral)
Niyama (Praxis)
Asana (Haltungen)
Pranayama (Atmung)
Pratyhara (Disziplin)
Dharana (Konzentration)
Dhyana (Meditation)
Samadhi (jenseits des Bewusstseins).

Pranayama ist die yogische Kunst des Atmens. So wie das Wort „Yoga“ eine recht weit gefasste Definition hat, kann „Prana“ mit Atem, Atmung, Leben, Vitalität, Wind oder Energie übersetzt werden. „Ayama“ bedeutet soviel wie Ausdehnung, Erweiterung, Ausweitung, Kontrolle oder Regulierung. Pranayama bezeichnet also das kontrollierte Ein- und Ausatmen.

In seinem klassischen Werk „Licht auf Pranayama“ erklärt B.K.S. Iyengar: “Asanas sind wie verschiedene Zweige, die sich in verschiedene Richtungen ausstrecken. Pranayama, das den Körper mit Energie versorgt, kommt dabei den Blättern gleich, die den ganzen Baum versorgen.”

Heutzutage wird sich oftmals fast ausschließlichen auf das Praktizieren von Asana fokussiert. Dabei lässt sich die eigene Yogapraxis durch das Praktizieren von Pranayama (oder der anderen Pfade) erheblich vertiefen. Viele Programme auf TINT beinhalten dieses Element, wie zum Beispiel Katchie Anandas The Art of Awakening.

1. Verstand

Pranayama ist eine psychosomatische Praxis, die die enge Beziehung zwischen Verstand und Körper aufzeigt.

Sich für einige Zeit bewusst auf jeden Atemzug zu konzentrieren, mag durchaus machbar erscheinen – aber es dauert nicht lange, bis man feststellt, dass diese Aufgabe durch die eigenen Gedanken nicht ganz so einfach ist, wie sie sich anhört.

In der yogischen Theorie wird dies ganz einfach veranschaulicht. Chitta (Verstand, Vernunft und Ego) ist wie ein Wagen, der von zwei Pferden gezogen wird. Eines davon ist Prana (Atem) und das andere Vasana (Verlangen). Der Wagen bewegt sich in die Richtung desjenigen, der am stärksten zieht.

Wenn du bereits eine Meditationspraxis etabliert hast, ist dies kein fremdes Konzept mehr. Du wirst festgestellt haben, dass dein Geist in den Momenten, in denen du dich ausschließlich auf deinen Atem konzentrieren kannst, ganz still und ruhig ist. Schweift der Geist hingegen mit deinen Gedanken, Beschwerden und Tagträumen ab, ist diese Ruhe und Stille schnell dahin.

Durch regelmäßige Übung, den Atemzug zu regulieren, kann man den Geist fokussieren und seine Gedanken langsam zur Ruhe bringen. Meistens wird Pranayama mit geschlossenen Augen geübt, um Ablenkungen zu vermeiden. Ein guter Zeitpunkt dafür ist der Beginn oder das Ende der Yogapraxis.

Die Idee dahinter ist, dass man durch die Beherrschung von Pranayama besser für die weiteren yogischen Pfade gerüstet ist: Konzentration (Dharana) und Meditation (Dhyana).

Unabhängig davon, ob dies dein Ziel ist oder nicht, mit regelmäßiger Praxis wirst du feststellen, dass sich dein Stressniveau deutlich reduziert und die Tendenz, unreflektiert auf jegliche Reize zu reagieren, abnimmt.

„Pranayama fördert die Verdauung, steigert die Lebenskraft und Vitalität und verbessert die Wahrnehmung und das Gedächtnis. Es befreit den Geist vom Körper, schärft den Verstand und erleuchtet das Selbst.“

– B.K.S Iyengar

‚Pranayama befreit den Verstand aus den Klauen des Körpers.‘ – B.K.S. Iyengar. Foto von Unsplash.

2. Körper

Wir gehen oft davon aus, dass die Atmung automatisch erfolgt und sich unserer aktiven Kontrolle entzieht. Dies ist jedoch nicht der Fall und die Lungenkapazität von Sportlern und Yogis ist zum Beispiel deutlich größer, als dies im Durchschnitt der Fall ist.

Verbesserte Atmung bedeutet verbesserte Gesundheit. Durch Pranayama kann die Atmung durch ein effektives Training der Lunge und des Nervensystems effizienter gestaltet werden. Die Lungenkapazität wird langsam erhöht, sodass die Lungen den Körper optimal mit Atemluft versorgen können. Die Tiefe, Geschwindigkeit und Qualität der Atemzüge ändert sich.

„Das Atmungssystem ist das Tor zur Reinigung von Körper, Geist und Intellekt. Der Schlüssel dazu ist Pranayama.“

– B.K.S Iyengar

Um es ein wenig technischer zu formulieren: Durch Pranayama wird die Zwerchfellkontraktion hinausgezögert, sodass sie nach der bewussten Kontraktion der Muskeln der vorderen und seitlichen Bauchwand erfolgt.

Dadurch senkt und stabilisiert sich das Zwerchfell, die Bauchorgane werden nach oben gedrückt und die Kapazität des Brustkorbs erhöht sich. So wird das Zwerchfell auf die nachfolgende maximale Kontraktion vorbereitet, indem der zentripetale Zug reduziert wird.

Dadurch wird die anschließende Anhebung und Ausweitung des unteren Brustkorbs, wenn sich das Zwerchfell wieder hebt, erleichtert.

Dies geschieht durch den vertikalen Zug des Zwerchfells, gefolgt von der anschließenden Aktivierung der Zwischenrippenmuskeln. Dies ermöglicht die Nutzung des vollen Bewegungsumfangs der beweglichen Rippen, die Bewegung der einzelnen Rippen sowie das Heben und die vollständige Ausdehnung des gesamten Brustkorbs.

Dann werden die oberen Zwischenrippenmuskeln und die Muskeln, die die oberen Rippen, das Brustbein und die Schlüsselbeine mit dem Hals und dem Schädel verbinden, zusammengezogen, wodurch der obere Teil der Lunge gefüllt werden kann. Schließlich lässt sich die ausgeweitete Brusthöhle weiter nach oben, nach vorne und zur Seite ausdehnen.

3. Auswirkungen auf den Körper

Es ist bekannt, dass das Praktizieren von Asana (Yogaposen) die Blutzirkulation im ganzen Körper verbessert. Die arterielle, kapilläre, venöse und lymphatische Zirkulation wird durch die rhythmische Kontraktion und Entspannung der Muskeln stimuliert. Dies wirkt wie eine Pumpe, die neue bzw. ungenutzte Gefäße freilegt, wodurch der Körper widerstandsfähiger gegen Krankheiten wird.

Pranayama hat eine ähnlich positive Wirkung auf den Körper, indem es die rhythmische Ausdehnung der Lunge beeinflusst, um die Zirkulation von Körperflüssigkeiten in Nieren, Magen, Darm, Leber und Milz zu verbessern.

Die Aktivität der Lungen hat direkten Einfluss auf die Entsorgung von Kohlendioxid im venösen Blut und verhindert die Bildung toxischer Mengen von Ammoniak, Ketonen und aromatischen Aminen. Die Lungen müssen durch effiziente Zirkulation von Blut und Lymphe von bakteriellen Krankheiten freigehalten werden. Pranayama hilft dabei, indem es den Zufluss von neuem Blut erhöht.

Außerdem wird durch die rhythmische Bewegung der Zwerchfell- und Bauchmuskeln zur direkten Stimulation der peristaltischen und segmentierenden Bewegungen des Darms die Verdauungsfunktion unterstützt.

Darüber hinaus hilft Pranayama auch die Durchblutung der Milz innerhalb der lymphatischen Strukturen zu stimulieren.

4. Geist

‘Während die aufgehende Sonne die Dunkelheit der Nacht langsam vertreibt, beseitigt Pranayama die Unreinheiten und verleiht dem Praktizierenden Klarheit und bereitet seinen Körper und Geist darauf vor, gesund zu werden.’ – Patanjali yoga sutra II

B.K.S. Iyengar bezeichnet Pranayama als “Brücke, die dem Yogaschüler hilft, aus dem Bereich der rein körperlichen Entwicklung in den Bereich des Geistes vorzudringen.” Der Dalai Lama ergänzt diesen Punkt, indem er sagt, dass “die Materie in ihrer subtilsten Form Prana ist, eine vitale Energie, die untrennbar mit dem Bewusstsein verbunden ist.”

Vereinfacht gesagt: Atem ist Leben. Beim Üben von Pranayama kann man die Wahrnehmung so weit schärfen, dass man sich der “Untrennbarkeit von Bewusstsein und Energie” und damit der “zutiefst engen Wechselbeziehung zwischen den Elementen in unserem Körper und den natürlichen Elementen in der Außenwelt” bewusst wird.

Weitere Programme auf TINT, die Pranayama-Elemente enthalten, sind Chakra Awakening Body & Soul und Strong and Calm. Ähnlich wie die Yogapraxis an sich, gleicht keine Pranayama-Erfahrung der anderen. Doch deine eigene Erfahrung wird für dich sehr wertvoll sein.

Praktiziere Pranayama in Faith Hunters Chakra Awakening Body & Soul auf TINT.

Quellen:
B.K.S Iyengar, Light on Pranayama (London: Thorsons , 2013)
Andrew Harvey and Karuna Erickson, Heart Yoga: The Sacred Marriage of Yoga and Mysticism (Berkley: North Atlantic Books, 2010)

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