Das Pashupati-Siegel der Indus-Kultur, das ungefähr aus dem Jahr 1900 v. Chr. stammt, zeigt eine Gestalt, die still sitzt und meditiert. Wahrscheinlich haben Meditierende seit dieser Zeit mit genau dem gleichen Problem zu kämpfen. Wir versuchen, stillzusitzen und zu meditieren. Wir konzentrieren uns auf unseren Atem, die Stille oder ein Mantra. Dann… fangen unsere Gedanken an zu kreisen.
Und die scheinen endlos zu sein. Gedanken über Arbeit, Beziehungen, ob du deinen Hund gefüttert hast oder nicht, wo dein Hund gerade ist… Nein pssst, du solltst meditieren. Du denkst darüber nach, ob das jetzt Meditation ist oder nicht, warum nichts passiert und warum die Gedanken beim besten Willen nicht aufhören können!
Kommt dir das bekannt vor? Die gute Nachricht ist: Alle machen die gleiche Erfahrung. Unser sensibler, intelligenter Verstand kann nicht gut mit Strenge umgehen, sodass Versuche, unsere Gedanken mit Gewalt zu unterdrücken, niemals gut gehen
Inhalt
Meditative Zustände und Gedanken
Ein echter Gamechanger ist die Erkenntnis, dass du auch dann meditieren kannst, wenn die Gedanken noch immer in deinem Kopf umherschwirren. Mit anderen Worten: Der Geist muss nicht völlig ruhig sein, um den Zustand der Meditation zu erfahren.
Manchmal schwirren Gedanken weiterhin durch das Bewusstsein, auch du dich vielleicht im Inneren völlig ruhig fühlst. Ein anderes Mal bleibt vielleicht ein Summen oder Rauschen der Gedanken zurück, auch wenn sich der Geist beruhigt hat.
Das ist nicht weiter tragisch. Ein wesentlicher Aspekt der Meditation ist, zu lernen, mit den Gedanken zu arbeiten und sie schließlich weiter in den Hintergrund des Geistes zu verbannen, also die Gedanken an einen Ort zu leiten, an dem sie nicht den kompletten Raum beanspruchen. Das erfordert eine Kombination aus Konsequenz und Nachsicht, Verständnis und (jede Menge!) Übung.
„Worte sind nicht notwendig, um in die Realität zu erkennen. Sei einfach und es ist.“ – Rumi. Foto auf Unsplash.
Rückschritte und die Samskaras
Wenn du zum ersten Mal meditierst, hast du vielleicht den Eindruck, dass der Geist noch unruhiger wird. Es mag eine Herausforderung sein, den inneren Dialog wirklich zuzulassen und zu erkennen, wie unruhig der Geist eigentlich ist. Da im alltäglichen Leben meistens so viel los ist, verschwimmt dieser Dialog oftmals, sodass du ihn nicht wirklich wahrnimmst. Doch sobald du dich hinsetzt und nichts tust, wirst du dir dieses Dialoges erschreckend bewusst.
Das ist ein echtes Hindernis für unsere Meditation. Viele Anfänger haben den Eindruck, dass die Meditation den Geist unruhiger macht. Das ist verständlich, aber entsricht nicht der Wahrheit – es scheint nur so, weil man plötzlich viel aufmerksamer ist.
Laut verschiedener indischer Lehren hinterlassen all unsere Absichten und Handlungen eine Samskara: einen Eindruck oder eine Prägung in der Tiefe unseres Geistes. Das sind im Wesentlichen mentale und emotionale Muster, die wir in uns tragen und so oft wiederholen, dass sie sich tief in unser Bewusstsein einprägen. Wenn wir meditieren, treten diese Muster wie von selbst an die Oberfläche. Wie auch immer man es zu erklären versucht (Kundalini, meditative Energie oder innere Kraft), Meditation ermöglicht es uns, diese Muster aufzulösen.
Das ist eine der subtilen, aber sehr wirkungsvollen positiven Effekte der Meditation. Wahrscheinlich liefen in deinem Kopf immer wieder dieselben verschiedenen Lebenssituationen, Wünsche und Pläne ab – wie in einem Film. Während der Meditation tauchen sie vielleicht immer wieder auf, wenn du deinen Geist aber trainierst, sie loszulassen, kannst du ganz allmählich den Einfluss, den sie auf dich haben, verringern.
„Wenn man (den Geist) stärkt, indem man lernt, seine Aufmerksamkeit eine Zeit lang auf eine Stelle zu fokussieren, anstatt nur an der Oberfläche zu verweilen, stärkt man automatisch seine Fähigkeit, in der Meditation in subtilen Zuständen zu bleiben und dabei die inneren Pfade zu finden, die einen tiefer führen.“
Dieses subtile Gefühl des „Fallenlassens“ oder „Loslassens“ ist für die Meditation notwendig. Und schließlich wird sich die Fähigkeit, Gedanken wahrzunehmen und zu lenken, auf andere Bereiche des Lebens ausweiten. Der Geist wird stärker und widerstandsfähiger gegen Langeweile oder extreme Emotionen.
Fortschritt ist Fortschritt
Wenn du mit der Meditation beginnst, liegt das Hauptaugenmerk erst einmal nur darauf, die Aufmerksamkeit des Geistes zu schulen. Der „Fortschritt“ mag dir langsam erscheinen, aber lass dich davon nicht abbringen! Jeder Fortschritt zählt, und wenn er noch so klein ist.
Vielleicht driften am Anfang die Gedanken erst zwanzig Minuten lang ab, bevor du es bemerkst. Allmählich werden daraus fünfzehn Minuten, dann zehn Minuten und so weiter. Stelle keine Erwartungen an deine Meditationspraxis, sondern hab lieber Geduld (oder versuche es zumindest!). Behandle deine Gedanken wie ein Kind, das du liebst. Manchmal kann es langweilig und extrem frustrierend sein, aber es lohnt sich auf jeden Fall.
Übung: Gedanken ausatmen
Diese Meditationsübung kannst du ganz einfach zu Hause ausprobieren. Setz dich auf einen Stuhl oder auf den Boden an einem ruhigen Ort, an dem du die nächsten zehn Minuten ungestört bist. Richte deine Wirbelsäule auf und schließe die Augen. Konzentriere dich für einige Momente auf deinen Atem. Beginne dann, die aufkommenden Gedanken wahrzunehmen. Wann immer ein Gedanke, eine Emotion oder ein Wunsch auftaucht – atme ihn aus. Atme ein und atme dann den nächsten Gedanken aus.
Wenn du eher ein visueller Typ bist, kannst du dir das Ganze auch bildlich vorstellen, z. B. dass deine Gedanken von einer Welle erfasst und dann herausgeschwemmt werden, um sich im Meer aufzulösen.
Praktiziere diese Übung für 5-10 Minuten und beobachte den Prozess. Nimm die Wirkung dieser Übung auf dich und deine Gefühle wahr. Hast du etwas Neues über deine Gedanken erfahren? Wie hat es sich angefühlt, wenn du deine Gedanken losgelassen hast? Wie fühlst du dich jetzt?
Eine tolle Möglichkeit, mit der Meditationspraxis zu beginnen oder eine eigene Meditationspraxis zu entwickeln, ist die 30 Day Yoga and Meditation Challenge von TINT mit Matt Giordano. In diesem Artikel findest du noch mehr Tipps, wie du Meditation in deine Yogapraxis einbauen kannst!
Quelle:
Sally Kempton, Meditation for the Love of it (Colorado: Sounds True, 2011)