Hand drauf: Darf ich meine Schüler:innen anfassen? - TINT Yoga

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| 01.11.2021

Hand drauf: Darf ich meine Schüler:innen anfassen?

Eines der heikelsten Themen für Yogalehrer:innen, ist die Frage nach Yoga Adjustments, also ob sie ihre Schüler:innen anfassen und korrigieren (engl. adjust) sollen. Es ist eine Sache, die Schüler:innen verbal in bestimmte Positionen zu leiten, aber tatsächlich Hand anzulegen, ist eine komplett andere Sache. 

Physische Berührungen sind eine sehr direkte und intime Art der Kommunikation. Intelligente und durchdachte manuelle Korrekturen durch Yogalehrer:innen (im Englischen spricht man von adjustments oder assists) können die Yogapraxis der Teilnehmer:innen transformieren. Doch unangesssene und falsche Korrekturen können zu Verwirrung oder im schlimmsten Fall sogar zu Verletzungen bei Teilnehmer:innen führen.

Zudem bergen Yoga Adjustments ein hohes Risiko für Missverständnisse. Das liegt vor allem daran, dass du für gewöhnlich kein direktes und ehrliches Feedback von deinen Schüler:innen bekommst. Deshalb solltest du als Yogalehrer:in wissen, wie du professionell und deutlich kommunizierst, wenn du deine Schüler:innen anfasst und korrigierst. Nur so kannst Du Missverständnisse vermeiden.

Zwar kannst du deine Teilnehmer:innen auch verbal korrigieren oder ihnen beibringen, sich selbst zu korrigieren , doch in diesem Artikel wollen wir uns auf die manuellen Korrekturen durch dich als Yogalehrer:in konzentrieren.

Wenn du als Yogalehrer:in erfolgreich sein willst, musst du Yoga Adjustments beherrschen.Foto: TINT Instructor Young Ho Kim.

1. Warum Yogalehrer:innen ihre Schüler:innen Anfassen

1.1. Die Bedeutung von Berührungen im Yoga

In den meisten Situationen im Leben ist es nicht angemessen, Menschen anzufassen – insbesondere, wenn du sie nicht gut kennst (weil du z. B. ein Bett mit ihnen teilst). Doch das Yogastudio ist einer der wenigen Orte, an denen dies akzeptabel ist.

Erfahrene Yogalehrer:innen können mit ihren Schüler:innen kommunizieren, indem sie Informationen durch die Berührung ihrer Hände übermitteln. In diesem Fall ist es besonders wichtig, dass alle Teilnehmer:innen wissen, dass Angefasstwerden ein wichtiger Bestandteil der Yogapraxis ist und gewissen Korrekturen notwenig sind, um Verletzungen zu vermeiden. 

Der Hauptgrund, Schüler:innen während einer Yogastunde anzufassen, besteht darin, dass du sie in ihrer Ausrichtung unterstützen willst. Doch du wirst auch eine Verbindung zu deinen Schüler:innen aufbauen und ihnen näherkommen. Dies birgt eine Menge Verantwortung, da es eine sehr intime Angelegenheit ist, Menschen anzufassen.

Während manche Schüler:innen nichts dagegen haben, angefasst zu werden, wollen andere dies auf gar keinen Fall und empfinden es als aufdringlich. Deshalb musst du als Yogalehrer:in stets besonders vorsichtig sein, wenn es darum geht, wann und wie du deine Teilnehmer:innen berührst. Bedenke immer die richtige Zeit und den richtigen Ort, wenn du manuelle Korrekturen an deinen Schüler:innen durchführst.

Weißt du allerdings, wie du Berührungen richtig einsetzt, sind sie ein hervorragendes Mittel, um eine Bindung zu deinen Schüler:innen aufzubauen. Dies gilt besonders in einer Gesellschaft, in der wir uns mehr und mehr voneinander entfernen. Tausende Freunde auf Social-Media-Plattformen können schlicht und einfach nicht die einzigartige und verbindende Wirkung physischen Kontakts ersetzten. Nur durch körperliche Nähe kann wirklich ein Gefühl der Gemeinschaft und Zugehörigkeit entstehen. Denk nur an kleine Kinder, die regelrecht süchtig nach Umarmungen und Berührungen sind.

Doch du solltest stets daran denken, dass du dieses Gemeinschaftsgefühl nicht auf Grundlage von Missverständnissen aufbauen willst – beispielsweise, weil deine Berührungen zu intim sind. Schließlich ist Yoga eine sehr körperliche Praxis, die auch den Geist und die Gefühlswelt deiner Teilnehmer:innen berührt. Durch diese Kombination riskierst du leicht, dass deine Teilnehmer:innen deine Absichten missverstehen. Völlig unbeabsichtig schaffst du vielleicht eine Athmosphäre, in der es leicht ist, sich zu verlieben. Dadurch werden physische Berührungen zu einem noch heikleren Thema, da sie für erhebliche Missverständnisse sorgen können. 

Traditionell unterschied sich im Yoga die Beziehung zwischen Meister und Schüler erheblich von der heutigen Vorstellung. Die Beziehung war viel enger, aber oftmals auch durch ein Machtgefälle geprägt. Die taktilen Stimuli, die der Lehrer einsetzte, waren zum Teil viel gröber. Es war auch nicht ungewöhnlich für den Lehrer, tief in die Intimsphäre des Schülers einzudringen. Deshalb waren traditionelle Yoga Adjustments oftmals viel eindringlicher und berührten sogar Körperteile, die wir weiter unten ausschließen werden.

In unserer modernen Gesellschaft hat sich diese Beziehung allerdings stark gewandelt. Außerdem haben sich soziale Normen und Gewohnheiten gewandelt. Ein solches Machtgefälle zwischen Yogalehrer:in und Schüler:in ist heutzutage schlichtweg nicht mehr aktzeptabel.

Deshalb ist es so wichtig für Yogalehrer:innen genau zu wissen, wie sie ihre Schüler:innen anfassen. Zwar möchtest du eine Umgebung schaffen, in der sich deine Teilnehmer:innen öffnen können, doch du möchtest keine Missverständnisse kreieren.

Auch wenn deine Absicht vielleicht gut ist, ist das Wichtigste, was deine Teilnehmer:innen wahrnehmen und fühlen. Als Yogalehrer:in trägst du die Verantwortung dafür, eine Bindung zu deinen Schüler:innen aufzubauen, ohne Grenzen zu überschreiten.

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1.2. Wann Du deine Schüler:innen korrigieren solltest

Jede:r Yogaschüler:in lernt auf unterschiedliche Art und Weise. Ein:e gute:r Yogalehrer:in kann diese verschiedenen Lernmethoden identifizieren und die eigenen Unterrichtsmethoden entsprechend anpassen. Während manche Schüler:innen allein durch verbale Instruktionen die richtige Ausrichtung finden, benötigen andere manuelle Hilfestellungen, um die richtige Ausrichtung am eigenen Körper zu spüren.

Tatsache ist, wenn Du als Yogalehrer:in bestehen willst, musst du Yoga Adjustments beherrschen. Denn dadurch entsteht ein echter Mehrwehrt für eine physische Yogaklasse im Gegensatz zu einer Online-Klasse. Schließlich kannst du auch online ausgezeichnete Anweisungen und Ausrichtungshinweise liefern, aber du kannst deine Teilnehmer:innen nicht mit deinen eigenen Händen korrigieren und führen. Das ist der Grund, warum du die Kunst der Yoga Adjustments beherrschen solltest, um auf dem Yogamarkt bestehen zu können.

Hier sind ein paar Beispiele, wann Yoga Adjustments besonders wichtig sind.

1.2.1. Korrektur der Haltung und Ausrichtung

Manchmal kämpfen Schüler:innen damit, sicher in eine bestimmte Yogapose hineinzukommen. Dabei risikieren sie, sich zu verletzen. In anderen Situationen haben sie vielleicht eine richtige Vorstellung der betreffenden Pose, haben allerdings Schwierigkeiten, die richtige Ausrichtung zu finden. Hier besteht ein erhöhtes Risiko für Verletzungen, weshalb du als Yogalehrer:in eingreifen solltest und deine:n Schüler:in mit einer manuellen Korrektur unterstützen solltest.

Ein häufiger Fehler ist beispielsweise, dass das vordere Knie in Posen wie Krieger I und Krieger II nach innen fällt. Passiert dies einmal, ist das noch kein Problem. Doch schleift sich diese Fehlhaltung ein, kann sie auf lange Sicht zu Verletzungen des Knies führen, wenn dies nicht von einer/m Yogalehrer:in korrigiert wird.

In diesen Fällen können Yoga Adjustments dazu dienen, Schüler:innen sicher in die richtige Haltung zu führen.

1.2.2. Tiefer gehen und Muskelgedächtnis

Hat ein:e Schüler:in die korrekte Ausrichtung in einer Pose gefunden, ist er oder sie vielleicht (noch) nicht in der Lage, tief genung in die Pose hineinzugehen, um deren Wirkung vollumfänglich spüren zu können. Ein:e erfahrene:r Yogalehrer:in sollte in der Lage sein, Schüler:innen dabei zu helfen, indem sie physische Unterstützung liefern.

Zudem sollten erfahrene Yogalehrer:innen in der Lage sein, zu erkennen, ob ein:e Schüler:in die Effekte einer bestimmten Yogahaltung auch wirklich richtig spüren kann. Ist dies nicht der Fall, können manuelle Korrekturen genutzt werden, um ihnen aufzuzeigen, wie sich eine bestimmte Pose anfühlen sollte.

Das heißt, dass manuelle Korrekturen auch die Körperintelligenz der Teilnehmer:innen schult. Dies hilft ihnen dabei, die Pose beim nächstem Mal vollumfänglich auszuführen. Auf diese Weise ermöglichen Yoga Adjustments es deinen Schüler:innen, mehr aus zukünftigen Yogastunden herauszuholen.

Und das ist genau der Punkt, an dem du als Yogalehrer:in wirklich einen Unterschied machen kannst und langfristige Veränderungen in deinen Schüler:innen erzeugen kannst.

1.2.3. Unterstützung der Atmung

Vielleicht mag es etwas komisch anmuten, dass jemand Unterstützung beim Atmen benötigt. Fakt ist jedoch, dass die richtige Atemtechnik die positiven Wirkungen einer Yogapraxis noch erheblich steigern kann. In diesen Situationen kannst du deinen Schüler:innen dabei helfen, den richtigen Atemrhythmus zu finden, indem du sie mit deinen Händen leitest, wann sie ein- bzw. ausatmen sollen. So kannst du dafür sorgen, dass deine Teilnehmer:innen wirklich das meiste aus deiner Yogastunde herausziehen können.

„Adjustment ist stets die Erweiterung der Ausrichtung.“

– Young Ho Kim.

1.2.4. Zusammenfassung: Wann soll ich korrigieren?

Grundsätzlich solltest du daran denken, dass Adjustment stets die Erweiterung der Ausrichtung ist. Wie wir bereits erfahren haben, ist es eine heikle Angelegenheit, Personen zu berühren. Deshalb solltest du dich immer versichern, dass jede einzelne deiner Korrekturen bzw. Adjustments Hand und Fuß hat.

Stelle dir die folgenden Fragen, bevor du eine:n Schüler:in in einer Pose korrigierst:

  • Ist dieses Yoga Adjustment hilfreich für den Schüler/die Schülerin oder übe ich Macht aus?
  • Benötigt diese:r Schüler:in wirklich eine manuelle Korrektur oder will ich nur zeigen, was ich kann?
  • Bin ich ruhig und gefasst, während ich die Korrektur ausführe oder bin ich unruhig und habe es eilig?
  • Bin ich zu 100 Prozent auf den/die betreffende:n Schüler:in fokussiert oder denke ich an etwas anderes?
  • Bin ich adäquat ausgebildet, um diese manuelle Korrektur sicher, gesund und effizienz auszuführen?
  • Weiß ich wirklich, was ich tue, d. h., bin ich mir sicher, meine:n Schüler:in nicht zu verletzen?

Wenn du auch nur eine dieser Fragen nicht sicher beantworten kannst, solltest du davon absehen, manuelle Korrekturen an deinen Schüler:innen vorzunehmen.

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2. Unangemessene Yoga Adjustments

Abgesehen von deiner eigenen Unsicherheit oder fehlenden Erfahrung in Bezug auf taktile Korrekturen, gibt es weitere Gründe, warum es unangemessen sein kann, Schüler:innen zu korrigieren bzw. anzufassen.

Insbesondere gibt es bestimmte Bereiche des Körpers, die du NICHT berühren solltest, wenn du Yoga Adjustments durchführst. Dazu zählen:

  • die Geschlechtsorgane;
  • der Brustbereich;
  • die Innenseiten der Oberschenkel
  • das Gesäß und Steißbein;
  • die Achseln;
  • der Bauchbereich;
  • der Kopf einschließlich Kopfkrone, Gesicht und Kinn sowie
  • individuell sensible Körperstellen (z. B. die Füße).

Außer der Stellen, an denen du deine Schüler:innen nicht berühren solltest, musst du auch wissen, wie du sie berührst. Auch wenn eine gute Absicht unabdinglich ist, reicht diese allein nicht aus. Die richtige Technik ist genauso wichtig.

Zeigt ein:e Schüler:in, den/die du korrigieren möchtest, beispielsweise die kleinsten Anzeichen von Ablehnung oder Widerwillen, ist es wichtig, dies zu respektieren. Denn du kennst nie die gesamte Geschichte deiner Teilnehmer:innen. Du weißt nicht, was sie in der Vergangenheit vielleicht erlebt haben und warum sie so ablehnend auf körperliche Nähe reagieren. 

Jede Korrektur sollte so ausgeführt werden, dass sie Kompression entgegenwirkt. Dadurch wird der Druck von den Gelenken genommen und ermöglicht es den Teilnehmer:innen, tiefer zu atmen.

Außerdem sollten deine Schüler:innen eine unmittelbare Veränderung in ihrer Ausrichtung spüren, die durch dein Yoga Adjustment erzeugt wurde. Warum solltest du sonst korrigieren?

Das heißt, dass du ein eingehendes Verständnis sowohl der Ausrichtung als auch der Korrektur der Pose haben musst, bevor du ein Yoga Adjustment ausführst. Dazu gehört auch, dass du dieses Adjustment selbst schon einmal erhalten hast und es an anderen Personen geübt hast. Dies können beispielsweise andere Lehrer:innen, Freund:innen und Schüler:innen (angefangen bei deinen „besten“ Schüler:innen bis hin zu neueren oder sogar verletzten Schüler:innen) sein.

Sobald du die Herausforderungen einer Yogapose gemeistert hast, bist du besser ausgerüstet, um jemand anderen bei genau diesen Herausforderungen zu unterstützen. Über immer mit tatsächlichen Personen, da dir dies das beste Feedback in Bezug darauf gibt, wie du anfassen solltest, wie du dich bewegen solltest und wie deine Teilnehmer:innen reagieren.

Selbstverständlich solltest du vollumfänglich über die Einschränkungen bzw. Verletzungen der Schüler:innen sein, bevor du sie in einer Pose anfasst und korrigierst.

Außerdem solltest du es vermeiden, zu viel und zu viele verschiedene Körperteile anzufassen. Das ist zu viel Information für das Gehirn. Das gilt insbesondere für Yoga-Neulinge. Übertreibe es hier nicht mit den Korrekturen, da sie sonst vielleicht entmutigt werden, wenn sie denken, dass sie alles falsch machen. Zudem bist du gerade erst dabei, eine Beziehung zu neuen Teilnehmer:innen aufzubauen.

Andererseits ist es auch besonders wichtig, gerade Anfänger:innen zu korrigieren. Nämlich, wenn du siehst, dass sie Gefahr laufen, sich zu verletzten, oder wenn du ihnen helfen kannst, die Position leichter zu halten. Anfänger:innen denken oft, dass Yoga wehtun muss und bemerken deshalb vielleicht nicht sofort, wenn sie falsch ausgerichtet sind. 

Zwar gibt es allgemeine Richtlinien, an denen du dich orientieren kannst, wenn du taktile Korrekturen einsetzt. Allerdings solltest du stets daran denken, dass jede:r Schüler:in anders ist. Das heißt auch, dass die Anwendung dieser Richtlinien von Schüler:in zu Schüler:in erheblich abweisen kann. Demzufolge müssen Yoga Adjustments stets unter Berücksichtigung der individuellen physischen Bedürfnisse der einzelnen Schüler:innen ausgeführt werden.

3. Arten von Yoga Adjustments

Es gibt zwei Arten von Yoga Adjustments: gute und schlechte Adjustments. Spaß beiseite. Grundsätzlich lässt sich zwischen statischen und dynamischen Adjustments unterscheiden. Statische Adjustments können noch weiter in passive, aktive und Prana Adjustments unterteilt werden. Schauen wir uns die einzelnen Typen doch genauer an.

3.1. Statische adjustments

3.1.1. Aktive Adjustments

Aktive Adjustments sind taktile Stimuli, die der Lehrer/die Lehrerin als Impuls an die Schüler:innen weitergibt, sodass sie ihre Muskeln auf bestimmte Art und Weise aktivieren. Die Muskulatur der Schüler:innen reagieren auf die Berührung des Lehrers/der Lehrerin. Dadurch sind sie in der Lage, ihren Körper anatomisch korrekt auszurichten. 

Diese Methode ermöglicht es deinen Teilnehmer:innen, zu verstehen, wie ihr Körper funktioniert und wie sie die Pose beim nächsten Mal richtig ausführen können. Sie lernen, worauf es ankommt und was sie in einer bestimmten Pose tun müssen. Dadurch wird ihre Körperintelligenz geschult und sie haben eine steile Lernkurve.

Aktive Yoga Adjustments schulen die Körperintelligenz deiner Schüler:innen. Foto: TINT Instructor Alexey Gaevskij.

3.1.2. Passive Adjustments

Dies ist eine konventionellere Art des Korrigierens und kann besonders hilfreich für Teilnehmer:innen sein, wenn der/die Yogalehrer:in über ein umfangreiches anatomisches Wissen verfügt.

Der/die Lehrer:in führt eine Handlung am Körper des/der Schüler:in durch. Dieser reagiert auf diesen Stimulus und richtet sich korrekt aus. Die auf den/die Schüler:in ausgeübte Kraft sollte immer so gerichtet sein, dass sie der Kompression in bestimmten Bereichen des Körpers entgegenwirkt. In den meisten Fällen ist das Körpergewicht des Lehrers/der Lehrerin der Ursprung dieser Kraft.

Da diese Methode auf eine Manipulation der Gelenke und Muskeln abzielt, besteht hier ein hohes Risiko für Verletzungen, wenn das Yoga Adjustment nicht richtig durchgeführt wird. Deshalb sollten passive Korrekturen immer mit Vorsicht ausgeführt werden.

Da die Handlung des Lehrers/der Lehrerin den/die Schüler:in in die korrekte Position bzw. tiefer in die Pose bringt, trägt der/die Schüler:in nicht aktiv bei, sondern bleibt eher passiv. Demzufolge ist die Lernkurve nicht so steil wie bei aktiven Adjustments. 

Bei passiven Adjustments bringt der/die Lehrer:in den/die Schüler:in in die korrekte Position. Foto: TINT Instructor Mathieu Boldron.

3.1.3. Prana Adjustments

Prana ist die Lebensenergie, die mit dem Atem fließt. Prana Adjustment bedeutet, dass die innere Ausrichtung des Atems korrigiert wird, um die physische Position des Körpers von Innen heraus zu korrigieren.

Der Sinn und Zweck besteht darin, den Druck innerhalb des Körpers durch Aktivierung des Zwerchfells und der queren Bauchmuskulatur zu verändern, um Kompression in den Gelenken zu lindern. Schließlich soll dadurch der Schmerz gelindert werden. Um mehr Raum zu schaffen, kannst du taktile Stimuli an bestimmten Körperteilen einsetzen, die ansonsten in der Asana unter Kompression sein würden.

Dadurch ist Prana Adjustment eine einfache, aber sehr effiziente Art und Weise, den Körper auszurichten. Zudem hilft es dabei, den Geist zur Ruhe zu bringen und die Teilnehmer:innen in den gegenwärtigen Augenblick zurückzubringen.

Als Yogalehrer:in positionierst du dich dabei grundsätzlich neben den/die betreffende:n Schüler:in und legst eine Hand auf die Stelle des Körpers, der ausgerichtet werden soll. Dann weist du den/die SchüIer:in an, „in diesen Bereich des Körpers hineinzuatmen„.

Prana Adjustments nutzen die Atmung des/der Praktizierenden, um den Körper von Innen heraus auszurichten. Foto: TINT Instructor Barbra Noh.

3.2. Dynamische adjustments

Dynamische Adjustments spielen insbesondere in Yogastilen mit viel Bewegung und Richtungsänderungen eine Rolle wie zum Beispiel Vinyasa oder Inside Flow. Hierbei ist es deine Aufgabe als Yogalehrer:in, deine Teilnehmer:innen während der Übergänge zwischen den einzelnen Asanas der Sequenz zu unterstützen und zu korrigieren.

Du setzt Berührungen ein, um deinen Schüler:innen die Bewegungsrichtung und Navigation zur nächsten Bewegung anzuzeigen. Da du weißt, welche Pose als nächstes kommt, kannst du dich bereits etwas eher für das Adjustment in Position bringen.

Vinyasa Adjustments sind auch eine Art Vinyasa Flow. Ändere also deine Geschwindigkeit weder zwischen den Adjustments noch während des Korrigierens. Schließlich willst du den Flow deiner Teilnehmer:innen nicht stören, sondern ihn bestmöglich unterstützen. Das heißt, dass du wie ein „unsichtbarer Engel“ korrigierst.

Du kannst dir in einigen Transitions auch mehr Zeit lassen, um mehr zu korrigieren und zu erklären. Manchmal reicht es bereits, nur eine Bewegung zu korrigieren, dafür aber die Pose länger zu halten. In diesem Fall solltest du deine Teilnehmer:innen aber rechtzeitig darüber informieren, dass du eine Pose länger hältst.

Du kannst auch die Zeit zwischen zwei Songs nutzen, um eine Pose länger zu halten und zu erklären bzw. mehr in dieser Pose zu korrigieren.

Doch auch wenn du in der Lage sein solltest, jede Asana zu korrigieren, heißt das nicht, dass du das musst. Konzentriere dich stattdessen darauf, die wichtigsten Asanas zu korrigieren, wie z. B. Sprünge, Handstand usw. In der Regel musst du einfachere Asanas wie die Berghaltung, Minikrieger, Mini Wild Thing usw. nicht korrigieren.

Stelle außerdem sicher, dass du sicher zugreifst und unnötige Schritte und Bewegungen vermeidest. So wird dein Unterricht solider und professioneller.

Wenn du unsicher und nervös wirst beim Korrigieren, werden auch deine Schüler:innen nervös und fühlen sich unsicher.

Denk‘ daran: Es geht darum, welche Energie du auf deine Teilnehmer:innen übertragen willst. Sie werden genau diese Energie selbst annehmen.

4. Fazit zu Yoga Adjustments: Anfassen oder nicht?

Die Antwort auf die Frage, ob du taktile Korrekturtechniken im Yoga anwenden solltest, ist genauso individuell wie Yoga selbst. Jede:r und jeder Körper ist anders. Was für eine Person funktioniert muss noch lange nicht für eine andere Person gelten.

Für manche Teilnehmer:innen sind manuelle Korrekturen von erfahrenen Yogalehrer:innen eine tolle Möglichkeit, ihren Körper und die richtige Ausrichtung besser zu verstehen. Andere Teilnehmer:innen wollen schlichtweg nicht angefasst werden. 

Bedenke stets, dass Yoga Adjustments selbst deinen Unterricht nicht zwangsläufig besser machen. Als erfahrene:r Yogalehrer:in solltest du wissen, wie du deine Teilnehmer:innen auf die sicherste, gesündeste und effizienteste Weise anleitest – ob du sie nun berührst oder nicht.

Vergiss niemals, dass es ein Privileg ist, Menschen berühren zu dürfen. Sobald du als Yogalehrer:in einer/m Schüler:in näher kommst oder ihn/sie berührst, betrittst du unwiderruflich deren persönlichen Raum. Sobald dies der Fall ist, wird die Situation sch automatisch sehr intim anfühlen – für so manche:n vielleicht sogar als Eindringen in die Privatsphäre.

Aus diesem Grund müssen Yogalehrer:innen besonders sensibel sein, wenn es darum geht, ihre Teilnehmer:innen anzufassen. Auch wenn ein Yoga Adjustment anatomisch korrekt ausgeführt wurde, kann es sich emotional falsch anfühlen. In diesem Moment riskierst du, deine:n Schüler:in (emotional) zu verletzen und deine Macht als Yogalehrer:in auszunutzen.

Abgesehen davon können Yogalehrer:innen, die in der Lage sind, intelligente und hilfreiche taktile Korrekturen anzubieten, sich auf einer viel tieferen Ebene mit ihren Schüler:innen verbinden.

Das Wichtigste, was du im Kopf behalten solltest, ist vielleicht, dass es Zeit und Übung braucht, zu lernen, wie du deine Schüler:innen sicher, gesund und effizient korrigierst. Selbst die erfahrensten Yogalehrer:innen (wie unsere TINT Instructors) haben damit angefangen, kleinere Korrekturen an ihren Schüler:innen durchzuführen, und haben sich Schritt für Schritt an komplexere Adjustment-Techniken herangetastet.

Mit Geduld, Durchhaltevermögen und regelmäßiger Praxis wirst du mehr Selbstvertrauen bei der Korrektur deiner Schüler:innen erlangen und deine Korrekturtechnik stetig verbessern.

Und da wir dich auf dieser Reise als echter Partner und Coach unterstützen wollen, haben wir mit unseren sehr erfahrenen TINT Instructors eine Reihe von Live Classes zu verschiedenen Aspekten von Yoga Adjustments kreiert.

Unsere wöchentlichen Live Classes im November konzentrieren sich auf Adjustments.

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