Yogatherapie – eine Praxis für Kranke und Schwache? - TINT Yoga

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| 14.01.2022

Yogatherapie – eine Praxis für Kranke und Schwache?

Traditionell war Yoga nicht in erster Linie als therapeutische Praxis oder Therapie für verletzte oder kranke Menschen gedacht, sondern für gesunde Menschen, die ihre allgemeine Gesundheit und Fitness sowie ihr seelisches Wohlbefinden verbessern wollen – und können. 

Obwohl Yoga weder Physio- noch Psychotherapie ist, beinhaltet es viele therapeutische Elemente. Hauptsächlich ist es jedoch eine Praxis, die das mentale Wachstum fördern und so zu innerem Frieden und Freiheit führen soll. 

In westlichen Gesellschaften wird Yoga heute fast überall als Gesundheits- bzw. Fitness-Routine praktiziert, die sich als äußerst wirksam erwiesen hat und daher bei immer mehr Menschen Anklang findet. Und nicht Wenige praktizieren Yoga zu therapeutischen Zwecken – sei es, um körperliche Schmerzen zu lindern oder psychische Probleme wie Stress oder Angstzustände zu überwinden. Aber was ist eigentlich therapeutisches Yoga? Und wie unterscheidet es sich vom „normalen“ Yoga?

1. Was ist therapeutisches Yoga?

Yogatherapie oder therapeutisches Yoga ist eine Therapieform, die Techniken aus dem Yoga anwendet, um die geistige und körperliche Gesundheit zu verbessern. Während Yoga im Allgemeinen mit Stressabbau in Verbindung gebracht wird, kann insbesondere Yogatherapie bei der Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen helfen. Als solche kann sie sogar in Kombination mit anderen Therapieformen angewendet werden.

Die International Association of Yoga Therapists (IAYT), die für die Zertifizierung von Yogatherapeut:innen und die Akkreditierung von Yogatherapieschulen zuständig ist, definiert den Begriff Yogatherapie wie folgt: 

„Yogatherapie ist die professionelle Anwendung der Prinzipien und Praktiken des Yoga zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens im Rahmen einer therapeutischen Beziehung, die personalisierte Beurteilung, Zielsetzung, Lifestyle-Management und Yogapraxis für Einzelpersonen oder Kleingruppen umfasst.“

– International Association of Yoga Therapists.

Therapeutisches Yoga umfasst Techniken bzw. Praktiken, die den Körper dabei unterstützen, mit körperlichen Leiden wie Verspannungen, Schmerzen und – bis zu einem gewissen Grad – Verletzungen umzugehen. Ziel ist es, Blockaden zu lösen und den Körper von unangenehmen Empfindungen zu befreien.

Statt durch kraftvolle Sequenzen zu fließen, liegt der Fokus eher auf statischen Posen, die auf bestimmte Körperteile bzw. -bereiche abzielen, um diese zu kräftigen oder zu dehnen. Ziel ist es, einen langfristigen Effekt zu erzielen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Yogatherapie – je nach Bedarf im Einzelfall – präventiv, kurativ oder lindernd wirken kann. Im Idealfall ist therapeutisches Yoga eine bestärkende Erfahrung, die das allgemeine Wohlbefinden der Praktizierenden nachhaltig steigert.

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2. Unterschied zwischen therapeutischem Yoga und Yoga

Obwohl Yoga im Allgemeinen therapeutisch und wohltuend wirken soll, umfasst Yogatherapie die spezifische Anwendung yogischer Praktiken, die darauf abzielen, körperliche, geistige und emotionale Beschwerden der Praktizierenden zu lindern. Dabei kommen verschiedene Methoden zum Einsatz – von Yogaposen (Asana), Atemübungen (Pranayama), Meditation und anderen körperlichen Übungen und Achtsamkeitsübungen.

Vergleicht man eine therapeutische Yogastunde mit einer gewöhnlichen Yogastunde, stellt man fest, dass es durchaus Überschneidungen gibt. Allerdings wird man auch Unterschiede erkennen.

2.1. Zielgruppe

Während das Ziel „normaler” Teilnehmer:innen in einer „normalen“ Yogastunde (Anmerkung: Wir verwenden hier das Wort „normal“ im Gegensatz zu „therapeutisch“) in der Regel darin besteht, gesund und fit zu bleiben, die Beweglichkeit zu erhöhen bzw. zu erhalten und mentales und emotionales Gleichgewicht zu finden, suchen Patient:innen in einer  therapeutischen Yogastunde Linderung spezifischer körperlicher, mentaler und/oder emotionaler Beschwerden.

Daher kann Yogatherapie gemäß der IAYT genauer definiert werden als „der Prozess der Befähigung von Einzelpersonen, durch die Anwendung der Lehren und Praktiken des Yoga zu verbesserter Gesundheit und Wohlbefinden zu gelangen.”

Im Gegensatz zu normalen Yogaschüler:innen, die im Allgemeinen gesund sind, wurde bei Yogatherapiesuchenden in der Regel ein körperliches oder psychisches Gesundheitsproblem diagnostiziert. Neben anderen potentiellen medizinischen oder therapeutischen Ansätzen suchen sie nach zusätzlichen Mitteln zur Heilung bzw. Linderung ihrer gesundheitlichen Beschwerden. 

Aus diesem Grund verbringen Yogatherapeut:innen normalerweise viel Zeit damit, ihren Patient:innen während der Praxis zuzuhören und sie zu beobachten. Auf diese Weise können sie verschiedene Wege finden, um die Symptome ihrer Patient:innen zu lindern und die Funktionsweise des Körpers zu verbessern. 

Yogatherapie beinhaltet also Yogaübungen, die speziell auf die jeweiligen Patient:innen zugeschnitten sind, damit diese sie nach Belieben üben können. Die Intention dieses Ansatzes ist es, Praktizierenden zu Selbstwirksamkeit zu ermutigen, d.h., ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie selbst etwas zu ihrer Genesung beitragen können, anstatt ihrem Gesundheitszustand hilflos ausgeliefert zu sein.

2.2. Therapeutischer Focus

Vielleicht hast du bereits bemerkt, dass sich die Grenze zwischen Yoga und therapeutischem Yoga bzw. Yogatherapie nicht immer ganz klar ziehen lässt. Es mag den Anschein haben, dass jede Yogapraxis, die es zum Ziel hat, den eigenen Gesundheitszustand zu verbessern, als Yogatherapie gilt. 

Das trifft in gewissem Maße auch zu, da viele Yogapraktizierende zum Ziel haben, Kraft, Beweglichkeit und allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Immer mehr Menschen praktizieren Yoga, weil sie hoffen, bestimmte körperliche oder geistige gesundheitliche Probleme dadurch lindern oder überwinden zu können. Heutzutage, da sich Yoga weltweit immer mehr Beliebtheit erfreut, ist es allgemeinhin bekannt, dass Yoga bemerkenswerte therapeutische Effekte haben kann. 

Aber therapeutisches Yoga geht über die „normale“ Yogapraxis hinaus. Die Yogatherapie wendet Yoga- und Achtsamkeitspraktiken an, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, um so einen umfassenden, effektiven und effizienten Ansatz zur Linderung gesundheitlicher Beschwerden zu liefern. 

Ziel der Yogatherapie ist es, ein umfassendes Bild von den Symptomen der Therapiesuchenden zu erhalten und so die am besten geeigneten Methoden aus dem Bereich des Yoga zur Behandlung dieser Symptome zu finden. In vielen Fällen geschieht dies in Kombination mit anderen medizinischen und/oder therapeutischen Behandlungen.

Yogatherapie zielt auch darauf ab, Praktizierende zu befähigen, ihre gesundheitlichen Beschwerden durch Praktiken, die sie leicht in ihr Leben integrieren können, selbst zu lindern. Auf diese Weise gewinnen sie ein Gefühl der Unabhängigkeit, da sie eine aktivere Rolle in ihrer Selbstheilung übernehmen können.

2.3. Rolle des/der Therapeut:in

Yogatherapie erfordert eine spezielle Ausbildung und ein breites Spektrum an Fähigkeiten, um eine starke Beziehung zwischen Yogatherapiesuchenden (oft auch als “Patient:in” bezeichnet) und dem/der Yogatherapielehrer:in (auch als „Yogatherapeut:in“ bezeichnet) aufbauen zu können. Dies ist notwendig, um eine positive Veränderung für die Patient:innen erzielen zu können.

Darüber hinaus erfordert Yogatherapie Wissen aus verschiedenen Bereichen: von modernen Erkenntnissen aus Anatomie und Physiologie bis hin zu Medizin, Psychologie und Yoga.

An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass Yoga entgegen der landläufigen Meinung nicht unbedingt für jede:n geeignet ist. Oder genauer gesagt: Nicht jede Yogapraxis ist für jede:n geeignet.

In Wahrheit sind viele Yogaposen, die in allgemeinen Yogakursen unterrichtet werden (schaue dir eine große Auswahl an Posen in unserem Tool, dem Yoga Sequence Builder, an), nicht für Menschen mit gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes, Asthma oder Autoimmunerkrankungen geeignet. Gleiches gilt für Teilnehmer:innen mit körperlichen Beschwerden wie Skoliose, Bandscheibenvorfall, Hüftdysplasie usw. Darüber hinaus kann Yoga auch für Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Essstörungen, klinischen Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und Panikstörungen kontraproduktiv sein, wenn der/die Lehrer:in nicht entsprechend geschult ist.

Aus diesem Grund benötigen Yogatherapeut:innen fundierte Kenntnisse in den Bereichen Medizin und traumasensibler Psychologie, um die Bedürfnisse der Yogatherapiesuchenden sicher und effektiv erfüllen zu können. In manchen Fällen kann es sogar ratsam sein, mit anderen Heilpraktiker:innen zusammenzuarbeiten, um Yogatherapie als geeignete, sichere und unterstützende Behandlungsform kontinuierlich weiterzuentwickeln.

TINT Instructor Young Ho Kim zeigt die therapeutische Yogaübungen zur Linderung von Nacken- und Schulterschmerzen.

2.4. Anwendung von Yogatherapie 

Da es ständig neue Erkenntnissen im Bereich medizinischer Behandlungsmethoden für Krankheiten gibt, muss auch Yogatherapie sich stetig weiterentwickeln und anpassen.

Lange Zeit galten beispielsweise Umkehrhaltungen im Yoga als die wichtigsten Asanas, da ihnen nachgesagt wurde, das Gehirn in Vorbereitung auf die Meditation zu stimulieren. Dank neuerer medizinischer Erkenntnisse wissen wir heute, dass Umkehrhaltungen bei Menschen mit einer Prädisposition für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einen Schlaganfall verursachen können. 

Im Gegensatz dazu wurden Umkehrhaltungen lange Zeit nicht für Frauen empfohlen, die gerade ihre Periode haben. Man dachte tatsächlich, dass das Blut aus der Gebärmutter in andere Organe eindringen könnte. Es ist sicher überflüssig, zu erwähnen, dass sich dies auch als falsch erwiesen hat.

Aus diesem Grund erfordert Yogatherapie (und – um ehrlich zu sein – JEDE Yogapraxis) fundierte Kenntnisse sowie das Wissen über zahlreiche Kontraindikationen, Modifikationen und Variationen, die bei der Arbeit mit Yogatherapiepatient:innen mit besonderen Bedürfnissen unerlässlich sind. 

Beispiele hierfür sind Krankheitsbilder wie (starkes) Übergewicht, erhöhter Blutdruck, Diabetes, Bandscheibenvorfälle bzw. Rückenschmerzen im Allgemeinen, oder eine Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Zudem basiert Yogatherapie auch auf der traumasensiblen Arbeit von Bessel van der Kolk und anderen Spezialist:innen auf diesem Gebiet. Daher kann sie auch als ergänzende Behandlung in der Traumatherapie sowie bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen wie Depressionen, Angst- und Panikstörungen oder Essstörungen unterstützend eingesetzt werden.

3. Was machen Yogatherapeut:innen?

Wie oben erwähnt gibt es einige Überschneidungen in der Arbeit von Yogalehrer:innen und Yogatherapeut:innen. Dennoch unterscheidet sie sich hinsichtlich der Schwerpunkte und besonderen Fähigkeiten.

3.1. Maßgeschneiderte Behandlung

Während Yogalehrer:innen ihren Schüler:innen in der Regeln ein möglichst umfassendes Yoga-Erlebnis bieten wollen, arbeiten Yogatherapeut:innen gezielt in Bezug auf die spezifischen Probleme ihrer Patient:innen und unterstützen sie mit maßgeschneiderten Übungen und Methoden, die speziell deren körperliche, emotionale und/oder psychische Gesundheit unterstützen sollen. 

Aus diesem Grund benötigen therapeutisch arbeitende Yogalehrer:innen eine gründlichere und tiefergehende Ausbildung, um das medizinische Wissen und die therapeutischen Fähigkeiten zu erlangen, die sie für die Arbeit mit Menschen mit unterschiedlichen gesundheitlichen Bedürfnisse benötigen. Nur so können sie dem Gesundheitszustand ihrer Patient:innen entsprechende Yogaübungen, -techniken und -methoden anwenden.

3.2. Beurteilung und individuelle Behandlung 

Während Yogatherapie in einer Gruppen oder auf Einzelbasis angeboten werden kann, gibt es einige grundlegende Schritte, die Yogatherapeut:innen befolgen. Typischerweise beginnen sie damit, den Gesundheitszustand ihrer Patient:innen zu beurteilen. Dies ist erforderlich, um herauszufinden, welche Praktiken und Techniken geeignet sind, die jeweiligen Symptome zu lindern. Anschließend wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, der je nach Reaktion der Patient:innen im Verlauf der Behandlung angepasst werden kann.

Das heißt, dass Yogatherapeut:innen genau verstehen müssen, warum ihre Patient:innen zu ihnen gekommen sind, und entscheiden, was sie tun können, um ihnen zu helfen. Aus diesem Grund sollten Yogatherapeut:innenen auch speziell im Zuhören, Hinterfragen und Beobachten geschult und besonders vertraut mit manuellen Korrekturtechniken sein. Nur so können sie ihre Patient:innen bestmöglich einschätzen. 

3.3. Umfassende Ausbildung und Qualifizierung

Im Gegensatz zu “normalen” Yogalehrer:innen benötigen solche, die mit einem therapeutischen Ansatz arbeiten wollen, eine umfassendere Ausbildung. Schließlich müssen sie in der Lage sein, potentielle gesundheitliche Komplikationen und Kontraindikationen während der Behandlung zu erkennen und zu vermeiden. 

Daher müssen qualifizierte Yogatherapeut:innen eine spezielle Ausbildung absolvieren, um die erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln, wie zum Beispiel:

  • die Fähigkeit, medizinische Diagnosen zu lesen und zu verstehen;
  • Wissen über eine Vielzahl von körperlichen und psychischen Gesundheitsproblemen und den damit verbundenen Kontraindikationen;
  • grundlegende Kenntnis typischer Symptome, ggf. sogar je nach aktuellem Krankheitszustand der Patient:innen;
  • Wissen über die Wirkung verschiedener Medikamente und mögliche damit einhergehende Kontraindikationen;
  • umfassendes Verständnis über die Rollen anderer medizinischer Fachkräfte, um Patient:innen ggf. weiterzuverweisen, wenn diese weitere Behandlung benötigen;
  • Bewusstsein über die Grenzen ihrer Arbeit als Yogatherapeut:in, d.h., sie müssen einschätzen können, ob sie ausreichend qualifiziert sind, um auf bestimmte Aspekte verschiedener Erkrankungen eingehen zu können; 
  • und natürlich Kenntnisse über Yogapraktiken und -techniken sowie deren Anwendung im Hinblick auf eine bestimmte Diagnose.

Unsere TINT Instructors Mirjam Wagner and David Lurey zeigen dir therapeutische Methoden, um Schmerzen in den Schultern und in den Hüften zu behandeln.

4. Wie funktioniert Yogatherapie?

Yoga, wie es in westlichen Gesellschaften meist praktiziert wird, konzentriert sich vor allem auf die körperliche Praxis von Asana im Rahmen einer Gruppe in einem Fitness- oder Yogastudio. Manchmal werden auch Pranayama und Meditation integriert. Im Allgemeinen passen die Teilnehmer:innen ihre Praxis dem/der Yogalehrer:in, dem Yogastil und der Yogasequenz, die unterrichtet werden, an. 

Das heißt natürlich nicht, dass Yoga im Allgemeinen nicht bereits zahlreiche Vorteile für die Praktizierenden bereithält. Jedoch sind diese in der Regel recht allgemein und nicht auf bestimmte körperliche und/oder emotionale Beschwerden ausgerichtet.

4.1. Fokus auf die Einzelperson

Therapeutisches Yoga hingegen stellt die bzw. den einzelne:n Praktizierende:n in den Mittelpunkt und berücksichtigt deren bzw. dessen spezifischen Bedürfnisse und insbesondere gesundheitlichen Einschränkungen.

n der Yogatherapie wird ein holistischer Ansatz verfolgt, um die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden der Praktizierenden durch die Anwendung verschiedener Methoden und Techniken aus dem Yoga zu verbessern.

Daher wird therapeutisches Yoga nicht nur von Yogalehrer:innen oder -therapeut:innenen unterrichtet, sondern auch von Physiotherapeut:innen und Psycholog:innen eingesetzt, um beispielsweise chronische Schmerzen zu lindern oder emotionale Traumata zu heilen.

Durch die Auswahl von Techniken in Bezug darauf, wie sie einzelnen Klienten mit bestimmten Gesundheitszuständen besonders zugute kommen, kann therapeutisches Yoga helfen, die Symptome verschiedener Krankheiten zu behandeln. Diese reichen von chronischen Schmerzen bis hin zu Müdigkeit oder Schlaflosigkeit. 

Darüber hinaus kann die Yogatherapie Patient:innen befähigen, eine aktivere Rolle bei der Selbstfürsorge zu übernehmen, um ihre gesundheitlichen Probleme zu überwinden und Unabhängigkeit zu erlangen.

4.2. Auswirkungen auf die psychische Gesundheit

Eine Studie aus dem Jahr 2021 ergab, dass Yoga – therapeutisch angewendet – dazu beitragen kann, eine Vielzahl psychologischer Beschwerden zu bewältigen. Eine Studie aus dem Jahr 2011 legt nahe, dass Yogatherapie als ergänzende Therapieform bei psychischen Erkrankungen eingesetzt werden kann. In der Regel hat sie auch weniger Nebenwirkungen als medikamentöse Behandlungen.

Genauer gesagt kann Yogatherapie bei der Behandlung folgender psychischer Erkrankungen unterstützend wirken:

  • Alkohol- und Drogenabhängigkeit
  • Angst- und Panikstörungen
  • Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
  • Autismus
  • Bipolare Störung
  • Depression
  • Essstörungen
  • Schlaflosigkeit
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  • Schizophrenie
  • Stress

Darüber hinaus hat therapeutisches Yoga nicht nur positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, sondern kann auch bei der Behandlung von körperlichen Leiden wie chronischen Schmerzen wirksam sein. Oft entstehen diese nämlich durch Stress oder Traumata, die im Körper gespeichert wurden und sich in Form von körperlichen Symptomen manifestieren. Yogatherapie hat aber noch zahlreiche weitere positive Wirkungen.

4.3. Ziele und Vorteile der Yogatherapie

Fokus auf Körper und Geist 

Die in der Yogatherapie angewendeten Übungen und Techniken konzentrieren sich sowohl auf den Körper als auch auf den Geist. Auf diese Weise unterstützt diese Therapieform Praktizierende dabei, ein Bewusstsein für ihre geistigen als auch ihre körperlichen Bedürfnisse zu entwickeln. Dies verbessert die Geist-Körper-Verbindung und schult die Achtsamkeit.

Verbesserte allgemeine Fitness

Therapeutisches Yoga hat nicht nur Vorteile für Kranke und Verletzte. Auch Personen ohne spezifische gesundheitliche Probleme können von therapeutischen Yogakursen profitieren und ihre körperliche Fitness verbessern sowie Kraft, Gleichgewichtssinn und Beweglichkeit steigern. 

Der Yogatherapie werden auch positive Auswirkungen bei gesundheitlichen Problemen Bluthochdruck, Übergewicht, schlechter Körperhaltung und generell schlechter Fitness nachgesagt.

Weniger Nebenwirkungen

Jede Medikation, die zur Behandlung psychischer und/oder physischer Erkrankungen  verwendet wird, kann Nebenwirkungen haben. Bei einigen Medikamenten ist die Liste länger und beängstigender sein als bei anderen. Im Gegensatz dazu hat Yogatherapie – bei richtiger Anwendung durch gut ausgebildete Therapeut:innen – wenige bis gar keine Nebenwirkungen.

Alternative Therapieform

Schließlich hat auch die Schulmedizin ihre Grenzen. Es gibt einige Personen oder Erkrankungen, bei denen die Schulmedizin nicht die gewünschte Heilung bietet. In anderen Fällen können die Nebenwirkungen von Medikamenten und/oder Behandlungen für den Einzelnen einfach zu beängstigend sein. 

In solchen Fällen kann Yogatherapie eine großartige Alternative oder zusätzliche Therapieform sein, insbesondere für diejenigen, die durch einen integrativen Ansatz von Körper und Geist besser sichtbare Ergebnisse erzielen.

4.4. Methoden in der Yogatherapie

Yogatherapie wird in der Regel auf Einzelbasis durchgeführt oder auch in kleinen Gruppen. In diesen Fällen kann die Dynamik der Praxis in einer Gruppe sogar den Heilungsprozess verstärken.

Eine therapeutische Yogastunde kann die Anwendung der folgenden Techniken beinhalten.

Yogaposen/Asanas

Wie jede Yogastunde umfasst auch therapeutisches Yoga eine Vielzahl von Posen, die Asanas genannt werden. In der Yogatherapie wählen und unterrichten Therapeut:innen gezielt geeignete Yogaposen, die auf die spezifischen Problembereiche der Patient:innen Anwendung finden. Hier können Hilfsmittel wie Yogablöcke, Gurte oder Stühle verwendet werden, um Patient:innen bestmöglich zu unterstützen.

Eine sanfte und leichter zugängliche Umkehrhaltung in einer therapeutischen Yogastunde kann beispielsweise die Beine-an-die Wand-Haltung sein (anstelle des Schulterstands zum Beispiel). Diese Position kann bei Erkrankungen wie Angstzuständen und Schlaflosigkeit Linderung bringen.

Auf TINT kannst du mit Young Ho Kim eine therapeutische Yoga-Session für Nacken und Schultern praktizieren.

Atemübungen/Pranayama

Yogatherapeut:innen können ihre Patient:innen auch durch eine Reihe von Atemübungen führen, die im Yoga Pranayama genannt werden. Diese Übungen können von energetisierender Atemarbeit bis hin zu ausgleichenden Atemübungen reichen.

Meditation und Entspannung

Yogatherapie kann auch Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen umfassen. Hierbei kann Meditation entweder einzeln oder in Kombination mit Asanas oder Pranayama praktiziert werden.

Visualisierung

Yogatherapeut:innen können auch Visualisierungsübungen oder geführte Bilderreisen verwenden. Ziel hierbei ist es, Körper und Geist durch eine geführte Visualisierung zu beruhigen und so zu um inneren Frieden zu bringen.

Hausaufgaben

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Yogatherapie – worin sie sich wiederum von „normalen“ Yogakursen unterscheidet – sind die Hausaufgaben. Denn die Praktizierenden bzw. Patient:innen profitieren enorm davon, wenn sie lernen, die einzelnen Übungen und Methoden in ihren Alltag zu integrieren, anstatt sie nur einmal pro Woche im Rahmen einer therapeutischen Yogastunde zu praktizieren.

Traditionelle Formen der Yogatherapie können auch Techniken wie Mantrasingen bzw. Chanting, Gebete, Lesungen, Rituale und spirituelle Beratung umfassen.

Der Behandlungsplan und die Techniken, die in der Yogatherapie verwendet werden, variieren für gewöhnlich je nach Alter, körperlicher Verfassung und spezifischen Bedürfnissen der Teilnehmer:innen bzw. Patient:innen. Darüber hinaus zielen alle Übungen und Techniken der Yogatherapie darauf ab, die Verbindung zwischen Körper und Geist zu schulen. 

Zwar gilt dies für jede Yogapraxis, Yogatherapeut:innen setzen jedoch die Bedeutung und Wirkung jeder Übung und Yogapose im Hinblick auf die zugrunde liegenden Gesundheitsprobleme in den Fokus. Auf diese Weise schafft Yogatherapie eine Brücke zwischen der Praxis und ihrem kognitiven Rahmen. 

Leiden Teilnehmer:innen beispielsweise unter Angstzuständen, können Yogatherapeut:innen erläutern, wie die durchgeführten Übungen zur Linderung dieser Angstzustände beitragen können.

5. Fazit: Ist Yogatherapie eine Alternative zur ärztlichen Behandlung?

Obwohl Yogatherapie nicht den Anspruch erhebt, heilende Wirkung in Bezug auf Krankheiten zu haben, so kann sie doch bei verschiedenen Symptomen Abhilfe schaffen, die mit Krankheiten oder gesundheitlichen Problemen einhergehen. Dies gilt insbesondere für Schmerzen, Müdigkeit und psychische Beschwerden.

Daher eignet sich Yogatherapie als zusätzliche Therapieformen zu anderen. Jedoch sollte dabei immer bedacht werden, ob und inwieweit therapeutische Yogapraktiken für den/die Einzelne:n hilfreich sind und wie sie am besten parallel zu anderen Therapieformen eingesetzt werden können.

Auch wenn viele Patient:innen von großartigen Ergebnissen der Yogatherapie berichten, heißt das nicht, dass Yoga ein Allheilmittel oder Magie ist. Zudem ist es sehr wichtig, dass die Kommunikation zwischen Therapiesuchendem und Therapierendem über die zugrunde liegenden Gesundheitsprobleme, die Anamnese und das gewünschte Ergebnis der Yogatherapie klar ist. 

Wird dies jedoch berücksichtigt, ist Yogatherapie für jede:n geeignet – unabhängig von Alter, Beweglichkeit oder Kraft. Dies gilt insbesondere, da therapeutische Yogastunden je nach Fähigkeiten und Bedürfnissen der Teilnehmer:innen oder Patient:innen einfach oder fortgeschritten sein können.

Wenn du tiefer in das Thema Yogatherapie und die Anwendung therapeutischer Yogatechniken eintauchen möchtest, sind unsere Replays der Live Classes zu therapeutischem Yoga genau das Richtige für Dich.

In jeder Klasse lernst du Techniken und Praktiken, die den Körper dabei unterstützen, mit körperlichen Problemen wie Verspannungen, Schmerzen und – bis zu einem gewissen Grad – Verletzungen umzugehen. Ziel ist es, diese Verspannungen zu lösen und den Körper von unangenehmen Empfindungen zu befreien.

Young Ho Kim, Desirée Rumbaugh und Matt Giordano fokussieren sich zwar alle auf verschiedene Körperbereiche wie den unteren Rücken und die Schultern, aber sie alle praktizieren eher statische Posen als kraftvolle Sequenzen. Damit stärken und dehnen sie diese Körperbereiche gezielt. So wirst du einen langfristigen Effekt erzielen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.

Linderung von Schmerzen im unteren Rücken oder der Schultern mit Young Ho Kim und Matt Giordano innerhalb der Replays der Live Classes mit Fokus auf therapeutisches Yoga.

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